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Schreinerhandwerk im Wandel

erschienen in der Sonderpublikation Bauen + Wohnen der Augsburger Allgemeinen am 19. Juli 2013 

Trotz Industrialisierung bleibt jedes Stück ein Unikat

VON DIANA PFISTER

Wer kennt ihn nicht? Den Meister Eder, Junggeselle, Anfang 60, Brille auf der Nase, blaue Schürze umgebunden und Mütze auf dem Kopf. Einen eigenen Kobold hat er auch. Wenn ihm mit dem Pumuckl einmal keine lustigen Geschichten passieren, werkelt und schafft er in seiner Werkstatt. Denn Meister Eder ist Schreiner. „Aber solche Ein-Mann-Betriebe wie im Fernsehen, wo alles von Hand geht, gibt es heute kaum noch“, erklärt Erwin Gufler, Obermeister der Schreinerinnung Donau-Ries. „Es gibt schon noch den künstlerischen Bereich im Schreinerhandwerk. Doch letztlich muss man von seinem Beruf leben können und das ist dabei schwierig.“

In den heutigen Schreinereien sind viele Arbeitsschritte technisiert. Die Maße werden in den Computer eingegeben und die Maschinen schneiden, fräsen und sägen millimetergenau. Auch ist zwischen den Bauschreinern, die Fenster, Türen oder beispielsweise Böden fertigen, und den Möbelschreinern, die für die Innenausstattung zuständig sind, zu unterscheiden. Oft findet hier wiederum eine Spezialisierung statt. Es gibt Schreinerbetriebe, die vor allem Küchen oder Badezimmermöbel bauen, oder welche, die sich auf die Restauration von historischen Möbelstücken verstehen.

Eines jedoch hat sich über die Jahrhunderte in diesem Handwerk nicht verändert. Jedes Stück ist ein Unikat, das dem individuellen Kundenwunsch entspricht. „In der Regel ist es so, dass der Kunde in den Betrieb kommt, seine Vorstellungen schildert, Material aussucht.“

HEUTE WIRD KOMBINIERT Während früher vor allem Holz verarbeitet wurde, wird heute mit Glas, Edelstahl, Keramik, Beton, Naturstein und vielem mehr kombiniert. „Dann besucht der Schreiner seinerseits den Kunden, um die räumlichen Verhältnisse kennenzulernen und Maß zu nehmen“, beschreibt Obermeister Gufler das Prozedere. Anschließend wird eine Skizze und ein Modell am PC erstellt. Von Fließbandarbeit kann demnach auch in größeren Betrieben nicht die Rede sein. Kein Kundenwunsch gleicht dem anderen, kein Modell gibt es zweimal und nach jedem Stück muss die jeweilige Maschine wieder neu programmiert werden. „Je nach Größe und Ausführung kann die Arbeitszeit zwischen 80 und 300 Arbeitsstunden variieren“, weiß Gufler aus Erfahrung.

Doch das Warten lohnt sich. Denn ein Möbelstück vom Schreiner hält oft ein Leben lang. „Die meisten Möbel in den Schlössern und Burgen sind Originale. Die sind mehrere Hundert Jahre alt!“, erklärt der Obermeister.

„Eigentlich ist das ein Jammer für das Schreinergeschäft.“ Denn so sieht der Handwerker seinen Kunden oft nur ein einziges Mal. Sollbruchstellen wie in vielen elektronischen Maschinen, die heute produziert werden, gibt es beim Schreiner nicht. Einzig der Zeitgeist macht Hoffnung: „Denn nach 25 Jahren in der gleichen Küche, wollen sich die meisten dann doch einmal wieder etwas Neues gönnen.“ Neben der Langlebigkeit und der individuellen Gestaltbarkeit, bietet der Möbelkauf beim Schreiner einen weiteren Vorteil: Die Nachhaltigkeit. Wer sich die Möbel anfertigen lässt, unterstützt gleichzeitig auch die regionale Wirtschaft. Viele Ausbildungs- und Arbeitsplätze werden so nicht nur im Schreinerbetrieb direkt gesichert, sondern auch in weiteren Betrieben, die mit dem Schreiner zusammenarbeiten. „Und das sind so gut wie alle am Bau beteiligten Gewerke: Maurer, Elektriker, Trockenbauer, Maler, Fliesenleger oder sogar Klimatechniker“, berichtet Erwin Gufler.

Was viele aber dennoch davon abhält, eine Schreinerei zu beauftragen, ist der Preis. Wer für eine absehbare Zeit in eine Mietswohnung zieht, lässt sich dafür keine Küche schreinern, sondern kauft günstig im Möbelhaus. Doch so hoch, wie viele fürchten, sind die Rechnungen beim Handwerker laut Erwin Gufler nicht: „Zum Teil können Schreiner preislich mit den Markenprodukten im Mittelklassesegment von Möbelhäusern mithalten.“ Erwin Gufler aber käme jedenfalls kein serienmäßig produziertes Möbel ins Haus. Bei ihm ist alles selbstgemacht: „Das hat schon ein bisschen etwas mit der Berufsehre zu tun, aber auch mit meinem Anspruch.“

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